Das Schulsystem in den Niederlanden

Die Schülerinnen und Schüler aus den Niederlanden lagen in der PISA-Studie 2016 zwei Plätze vor den deutschen Schülerinnen und Schülern.

Der Primarunterricht
Die Primarschule existiert in ihrer heutigen Form seit 1985. Damals wurden Vorschul- und Grundschulunterricht zusammengelegt, so dass die Schüler heute insgesamt acht Jahre diese neue Schulform besuchen. Da sich in der Vergangenheit für viele Kinder beim Übergang von der Vorschule zur Grundschule, die völlig anders konzipiert war, Probleme ergaben, wurden durch die Zusammenlegung Vorteile in Bezug auf kontinuierliches Arbeiten mit den Kindern erwartet.

Die Primarschulen sind Ganztagsschulen, d.h. die Schulträger sind gesetzlich verpflichtet, mittags für Aufsicht und Verpflegung zu sorgen. Etwa ein Drittel der schulpflichtigen Kinder besuchen eine öffentliche Primarschule, zwei Drittel sind in privaten Schulen untergebracht. Obwohl die allgemeine Schulpflicht erst ab dem fünften Lebensjahr gilt, gehen nahezu 100% der niederländischen Kinder bereits mit vier Jahren zur Schule, da es formal keine vorschulische Erziehung mehr gibt. De facto gibt es außerdem in der Primarschule keine Wiederholung eines Schuljahres aufgrund mangelhafter Leistungen. Bei Verlassen der Primarschule erhalten die Kinder überdies kein Zeugnis, sondern – aufgrund der Lernleistungen und eines landesweit einheitlichen Tests – eine Beurteilung, in der die Empfehlung für die als nächstes zu besuchende Schule enthalten ist.

Das Sekundarschulwesen
Im Anschluss an die Primarschule besuchen die Schüler in den Niederlanden eine der möglichen Formen des Sekundarschulwesens.
Da sich bei einer Anfang der 90er Jahre durchgeführten Evaluationsstudie ergab, dass die Schüler in den weiterführenden Schulen eine unzureichende Allgemeinbildung besitzen und nur unzureichend auf die Anforderungen des Tertiärunterrichts vorbereitet werden, wurde eine Reformierung des Sekundarschulwesens in zwei Phasen beschlossen.

Die erste Phase umfasst die Basisbildung, die seit 1994 alle weiterführenden Schulen in ihren Schulbetrieb aufgenommen haben. Mit ihr soll gewährleistet werden, dass alle Schüler in den ersten drei Jahren der Sekundarstufe die gleiche Ausbildung erhalten und erst im Anschluss daran eine Spezialisierung erfolgt, um somit eine bessere allgemeine Bildung zu gewährleisten. Für diesen Unterricht wurden von staatlicher Seite 15 Fächer festgelegt, die verpflichtend an den Schulen unterrichtet werden müssen und ca. 80% des Unterrichts ausmachen. Die verbleibenden 20% kann jede Schule mit Sachgebieten ihrer Wahl füllen.

Die zweite Phase der Schulreform soll einen besseren Übergang in den Tertiärunterricht ermöglichen. Hierzu wurde die auf die Basisbildung folgende Fächerstruktur verändert, indem Studienpakete eingerichtet wurden, die Profile genannt werden. Die Schüler können aus vier Profilen wählen: Natur und Technik, Natur und Gesundheit, Wirtschaftslehr und Gesellschaft, Kultur und Gesellschaft. Jedes dieser Profile besteht aus drei Teilen:

  1.  dem gemeinschaftlichen Teil, der für alle Profile gleich ist und 50% der Unterrichtsstunden ausmacht;
  2. dem spezifischem Profilteil, der 30% der Unterrichtsstunden ausmacht;
  3. dem freien Teil, in dem z.B. Fächer aus anderen Profilen gewählt werden können, der 20% der Unterrichtsstunden ausmacht.

Seit 1999 gibt es drei unterschiedliche Sekundarschulformen:
Schulen der ‚vorwissenschaftlichen‘ bzw. ‚voruniversitären‘ Bildung.
Dieser vorwissenschaftliche Unterricht, der die Schüler auf den Besuch einer Universität oder Hochschule vorbereiten soll und der mit der Erreichung der allgemeinen Hochschulreife endet, dauert sechs Jahre und wird in drei Unterformen unterteilt: dem Gymnasium, an denen Latein und Griechisch Pflichtsprachen sind, dem Atheneum, an dem keine klassischen Sprachen unterrichtet werden und dem Lyceum, einer Kombination der beiden erstgenannten Formen, in dem klassische Sprachen angeboten werden, diese aber nicht zu den Pflichtfächern gehören.

Schulen der ‚allgemeinen‘ Sekundarbildung
Diese allgemeinbildende Schulform nimmt fünf Jahre in Anspruch und zielt darauf ab, Schüler für die höhere Berufsausbildung an einer Fachhochschule des höheren berufsbildenden Unterrichts vorzubereiten.
Schulen der ‚mittleren beruflichen‘ Bildung

Durch die verschiedenen Kombinationsmöglichkeit der Lehrwege und der Fachgebiete können zum einen Schüler ihre individuellen Ausbildungswünsche umsetzen, zum anderen ist das System selbst sehr viel flexibler als die bereits bestehenden Schulformen und kann somit schneller auf Arbeitsmarktänderungen o.ä. reagieren(zurück).

http://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/nl-wissen/bildungforschung/vertiefung/bildungforschung/index.html